
26 Feb Gwunder — Plunder
Seit diesem Schuljahr arbeiten die Lehrkräfte nach der vom Kanton angepassten Version des Lehrplans 21. Dieser richtet seinen Schwerpunkt auf den Aufbau von Kompetenzen. Das heisst, als Lehrkräfte wissen wir, dass die Lernwege der Kinder sehr unterschiedlich sind. Deshalb werden individuelle Betreuung, Lernmaterialien und ‑methoden auf die unterschiedlichen Lernweisen der Kinder ausgerichtet. Um die verschiedenen Kompetenzen gezielt zu fördern, haben die beiden Kindergärtnerinnen, Frau S. Buess und Frau S. Mohler, ein Projekt erarbeitet, das auf der Basis der Churer Lernumgebung aufbaut. In einem klar strukturierten Gestell dürfen die Kinder jeden Tag während einer begrenzten Zeit aus verschiedensten Spielen und Materialien auswählen, die den Themen Musik, Sprache, Mathematik, Motorik und Natur zugeordnet sind. Wie der Name des Projekts schon verrät, spielt bei der Auswahl der “Gwunder” eine wichtige Rolle. Wichtig ist, dass die Kinder nach ihren eigenen Bedürfnissen wählen und spielen. Die Kindergärtnerinnen sind für Hilfestellungen und Fragen begleitend dabei. Sie nehmen sich Zeit zum Beobachten, damit sie jedes Einzelne ihren Fähigkeiten entsprechend fördern können. Jeweils am Ende einer konzentrierten Arbeit dürfen die Kinder eine, dem Thema entsprechende, farbige Kugel auf einen Faden aufreihen. An einem Morgen konnte ich die Kinder bei ihrem vertieften Spielen, Ausprobieren und Erforschen beobachten. Munter kommen die ersten Kindergärtler in den Raum, begeben sich zielstrebig zum “Gwunder-Plunder-Egge” und holen sich dort ihr heute bevorzugtes Spiel. Ein Knabe schnappt sich die grosse Kiste mit den unterschiedlich farbigen Holzklötzen und leert diese aus. Konzentriert beginnt er, eine Dominolandschaft aufzustellen. Zwei andere Kinder stellen die Steckerliknöpfe auf den Tisch und reihen diese nach Fantasie oder Vorlage zu einem Bild auf. Am Nebentisch strickt eine Gruppe eifrig mit der Strickgabel und gibt einander praktische Tipps. Im Gang haben vier Knaben den Kassettenrekorder installiert, aus dem die Musik von Rondo Veneziano erklingt. Mit Chiffontüchern führen sie einen wilden Tanz auf, was ihnen sichtlich Spass macht. Daneben haben ein paar Mädchen Zahlenrondellen ausgelegt. Von eins bis zehn zählend, hüpfen sie nun abwechselnd vorwärts und rückwärts. Wieder im Kindergartenraum beobachte ich Kinder, die sich mit einer Waage und Gewichtssteinen beschäftigen, verschiedene Gefässe mit Sand abfüllen oder am Boden knifflige Puzzles zusammensetzen. Im Nu ist die Stunde vorbei und schon läutet Frau Buess mit der Glocke. Alle wissen genau, jetzt ist Zeit zum Aufräumen und sich danach in den Kreis zu setzen. Anschliessend tauchen die Kinder wieder in ihren vielfältigen Kindergartenalltag ein. Seit ein paar Wochen hören sie gespannt der Geschichte des Wurzelzwergs Tatatuck zu. So fühlt man sich zur Zeit im Kindergarten in einen Märchenwald versetzt. Eine mit Naturmaterialien und Tüchern gestaltete Zwergenlandschaft regt die Kinder an, das Gehörte nachzuspielen. Das Zwergenhausstübli, das gemütlich eingerichtet ist, bietet die Möglichkeit zum Rollenspiel. Wer klettern will, kraxelt in die Kristallhöhle und spielt mit den glitzernden Steinen. In der Garderobe ist Platz für die “wilden” Kobolde und Zwerge. Dort können sie ihren Bewegungsdrang nach Lust und Laune auf dem Trampolin oder der weichen Matte ausleben. Diejenigen, die es lieber etwas ruhiger haben, verweilen in der Zwergenwerkstatt beim Malen, Basteln, Tee kochen, Apfelschnitze dörren oder Memory spielen. Es ist spannend zu beobachten, mit wie viel Freude und Eifer die Kindergärtler am Werken und Spielen sind. Diese Vielfalt schafft einen fruchtbaren Boden für die Entwicklung jedes Kindes.

