
08 Okt Hello — Good morning – Bonjour — Welcome to our language lab
Schon an der Tür zum Schulzimmer machen selbstgestaltete Schriftzüge darauf aufmerksam, dass hier drinnen „anders“ gesprochen wird. Im Zuge der Schulharmonisierung werden die Drittklässler seit 2012 in Französisch und seit diesem Schuljahr die Fünftklässler in Englisch unterrichtet.
Mir fällt sofort auf, dass im ganzen Zimmer witzige Poster mit englischen und französischen Redewendungen hängen, die in Einzel- oder Gruppenarbeiten entstanden sind. Darauf angesprochen erklärt mir die Lehrerin Frau Miriam Walter, dass der Fremdsprachenunterricht auf Mehrsprachigkeit ausgerichtet ist. Das heisst, in erster Linie geht es darum, in eine fremde Sprache einzutauchen, obwohl nicht jedes Wort verstanden wird. Die Kinder lernen von Anfang an, Strategien zu entwickeln, wie sie trotzdem zum Ziel kommen können und mit dem Gefühl umzugehen „ich muss nicht jedes Wort verstehen“. Wichtig dabei ist, Parallelen aber auch Unterschiede zwischen den Sprachen zu erkennen und die gemachten Erkenntnisse zu vernetzen.



Begleiten Sie mich nun durch die Stunde.
Mit einem munteren „good morning“ begrüsst Frau Walter die Kinder und gibt gleich die ersten Anweisungen auf Englisch. Wie selbstverständlich holen diese das entsprechende Material. Zwei SchülerInnen kommen nacheinander nach vorne und begrüssen die Klasse in Englisch und Französisch. Danach erhalten alle ein Bild eines Lebensmittels. Ab Computer ertönt ein englisches Lied. Sobald jemand im Liedtext das Wort seines Bildes hört und erkennt, darf dieses vor der Tafel abgelegt werden. Das Lied erklingt ein zweites Mal, doch dieses Mal sehen die Kinder auf der Leinwand zusätzlich ein Video mit Text und Bild. So werden gleichzeitig mehrere Sinne angesprochen. Als nächste Aufgabe ordnen die Kinder ihre Bilder an der Wandtafel den entsprechenden Begriffen zu und sprechen: „This is a…“. Auch schon Bekanntes wird dabei nochmals wiederholt und auf Knackpunkte macht Frau Walter erneut aufmerksam.
Wieder kommt der Computer zum Einsatz, ein Dialog zwischen Verkäufer und Einkäuferin wird abgespielt. Das selbe Gespräch, allerdings mit Lücken, erhalten die SchülerInnen nun auf einem Arbeitsblatt. Zu zweit sollen sie die Lücken mit Hilfe der unten auf dem Blatt stehenden Ausdrücke vervollständigen. Ein munteres Ausprobieren beginnt. Alle sprechen, lesen und schreiben die verschiedenen Wörter mehrmals. Begleitend hört Frau Walter zu, korrigiert wo nötig oder liest vor, wie das Wort richtig tönt. Am Schluss wird der Text gemeinsam vorgelesen, wobei die Lehrerin auf die korrekte Aussprache achtet.
Mit dem neu erworbenen Wortschatz spielen die SchülerInnen Verkäufer und Einkäuferin. Die Zweiergruppen formieren sich immer wieder neu, sodass alle die Ausdrücke und Redewendungen mehrmals wiederholen können. Den Kindern macht das Ganze sichtlich Spass.
Bevor die „Homework“ erklärt werden, dürfen noch zwei SchülerInnen nach vorne kommen und ihre auf Englisch verfassten Rätsel vorlesen. Eines lautet: „The languages on the package are English, German, French and Italien. It is made of potatoes, salt and sunfloweroil. It tastes salty. It is made in Great Britain.“ Rasch strecken alle auf, die Lösung ist schnell gefunden: The name of the product is „Potato chips“. „Yes, the name of the product is Potato chipsmix.“ Hätten Sie’s gewusst?
Nach der Stunde frage ich die Kinder, woran sie im Fremdsprachenunterricht am liebsten arbeiten? Viele erwähnen ihre in Gruppen- oder Einzelarbeit gestalteten Vorträge über ein selbstgewähltes Thema. Auch die Lehrerin bemerkt, dass die Kinder sehr motiviert am Unterricht teilnehmen.
Ich bin beeindruckt, wie viel die Kinder nach neun Monaten Englisch verstehen und wie gut sie sich in dieser fremden Sprache ausdrücken können. Ein wichtiges Ziel der Lehrkraft, die Freude an der fremden Sprache zu wecken und sich getrauen zu sprechen, auch wenn Lücken da sind, hat sie sicher erreicht. „Good job“ würde sie zur Ermunterung der Kinder sagen.
Text und Fotos: Heidi von Arb-Wiget