
04 Feb Peace-Maker
Friedensstifter auf dem Pausenplatz
Sind Ihnen während der Zehnuhrpause schon einmal Kinder mit gelben Westen aufgefallen? Vielleicht haben Sie sich gefragt, warum sie diese tragen? Das sind unsere Peace-Maker.
Vor gut drei Jahren initiierte unsere Kollegin, Frau Bürgin, die Idee der Peace-Maker. Sie entspricht der praktischen Umsetzung einer unserer Grundhaltungen an der Schule:“Streit darf es geben. Auseinandersetzungen braucht es, um lebendig zu bleiben und um sich emotional weiterentwickeln zu können.”
Jedes Jahr, Ende 5. oder Anfangs 6. Klasse, werden sechs Friedensstifter oder Friedensstifterinnen ausgebildet. Im Vorfeld können diese sich freiwillig melden. Ziel der Ausbildung ist es, dass die Peace-Maker den Streitenden auf dem Schulareal aufzeigen, wie man Differenzen ohne Gewalt, fair und eigenverantwortlich lösen kann. Mit deren Hilfe erfahren die Schülerinnen und Schüler, wie man Streitigkeiten auf anderen Ebenen als mit Macht oder Gewalt klärt.
Falls es trotz der Peace-Maker zu keiner vernünftigen Lösung kommt, ist immer eine Lehrperson da, die, wenn nötig, eingreifen und helfen kann.Mindestens zwei Mal pro Schuljahr werden die ausgebildeten Schüler und Schülerinnen von der zuständigen Lehrperson zur Weiterbildung und Reflexion aufgeboten.
Die Schülerinnen und Schüler lassen sich mit Stolz und Eifer auf ihren neuen Job ein. Gefragt nach ihrer Motivation habe ich die verschiedensten Antworten bekommen:
“Ich möchte die Idee, Streit zu schlichten, unterstützen.”
“Mit meinem Bruder hatte ich oft Streit. Als Peace-Maker kann ich lernen, besser damit umzugehen.”
“In der Pause ist nicht so viel los, so habe ich eine Aufgabe.”
“So kann ich den Kleinen helfen.”
“Ich finde es eine gute Sache. Schön ist, damit anderen helfen zu können.”
“Ich möchte einmal Polizist werden. Das ist für mich eine gute Übung.”
“Es macht Spass, anderen zu helfen.”
Die Erfahrungen nach ein paar Monaten zeigen, dass die Kinder eine positivere Streitkultur leben. Die Kinder hören einander besser zu und holen sich bei den Peace-Makern Hilfe, wenn sie den Streit nicht alleine lösen können. Die 6.-Klässler hängen während der Pause nicht die “Platzhirsche” raus, sondern tragen Mitverantwortung für das allgemeine Geschehen. Sie streiten sich sehr wenig mit den jüngeren Kindern, da sie eine Vorbildfunktion haben.
Auch die Lehrkräfte erfahren durch die Peace-Maker positive Veränderungen. Nach der Zehnuhrpause können sie sofort mit dem Unterricht beginnen und müssen nicht erst Streite schlichten, die in der Pause aufgekommen sind. Diese wurden von den Peace-Makern aufgefangen, weswegen die Kinder im anschliessenden Unterricht nicht durch negative Gefühle abgelenkt sind.
Gibt es in der heutigen Zeit eine ehrenvollere Aufgabe, als im Kleinen Frieden zu stiften?In diesem Sinn, ein herzliches “Dankeschön” an alle aktiven und gewesenen Peace-Maker an unserer Schule.
Text und Fotos: Heidi von Arb-Wiget

